Weihnachten kommt, und damit auch eine teilweise schwierige Zeit für (frisch) trockene/ nüchterne Alkoholiker:innen. Weihnachten war für mich in den ersten Jahren meiner Nüchternheit eine Art seelischer Ironman mit Plätzchen-Zwang und Rotweindunst.
Die meisten Menschen dürfen „hinterher klüger“ sein. Für „uns“ kann das heißen: Rückfall. Kein „Hoppla“, sondern ein Crash, der Monate oder Jahre Trockenheit ausradiert, vielleicht sogar ein ganzes Leben.
Ich bin 100% Team “Vorbereitung ist keine Panikmache, sondern Überlebenswichtig”. Es ist wie ein Sicherheitsgurt für den Kopf. Wer nüchtern bleiben will, braucht mehr als Willenskraft, sie braucht einen Plan.
Und genau dafür ist dieser Guide da. Ehrlich, praktisch, und manchmal auch ein bisschen frech.
Nimm, was dir beiträgt, und den Rest lass liegen. Anwendbar im Familiengefüge, bei Freunden und Bekannten, im Arbeitsgefüge! (Weihnachstfeier, ick hör dir trapsen)
PS.: Dass du das hier liest, zeigt, dass du’s ernst meinst. Mehr Superkraft braucht’s eigentlich nicht.
Tipps zur Vorbereitung auf Weihnachten
I. Bereite dich vor und schaffe für dich Sicherheit, bevor es ernst wird.
II. Wie kann deine Selbstfürsorge dieses Jahr aussehen? Alles ist erlaubt!
III. Wie kann ein neues Gefühl der Zugehörigkeit entstehen?
IV. Auch die Tage nach dem Fest sind wichtig. Wie kannst du dich gut erholen?
Telefonnummern & Soforthilfe:
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenlos, anonym, 24/7)
Sucht & Drogen Hotline: 01806 313031 (anonym, 24/7, 20 Cent aus dem Festnetz)
Kinder- und Jugendtelefon („Nummer gegen Kummer“): 116 111 (Mo-Sa, kostenlos)
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 (rund um die Uhr)
Wichtige Websites & Online-Angebote:
www.telefonseelsorge.de (Mail-, Chat- und Telefonberatung)
www.anonyme-alkoholiker.de (Infos, Meetings, Online-Gruppen)
www.drugcom.de (Suchtprävention, Online-Beratung)
www.blaue-seiten.de (Sammlung aller Selbsthilfegruppen & Angebote)
www.kummer-telefon.de (Hilfe für Kinder & Jugendliche)
www.hilfetelefon.de (Informationen und Chat für Betroffene von Gewalt)
I. Vorbereitung: Sicherheit schaffen, bevor’s ernst wird
Weihnachten ist kein entspannter Netflix-Abend. Es ist oft emotionaler Hochleistungssport mit Glühwein-Nebel und Familien-Triggern. Wer nüchtern bleiben will, sollte sich vorbereiten. Aus Liebe zum eigenen Nervensystem, einer neu gewonnen Lebensqualität und als bewusstes Lernfeld für neue Verhaltensweisen.
1. Grenzen klären – bevor andere sie für dich definieren
Mach dir in einem ruhigen, bewussten Moment klar, was du aushältst, und was nicht.
Kannst du drei Stunden bei der Familie sein, oder sind 90 Minuten das Maximum? Hältst du es aus, wenn Onkel Klaus seine Rotwein-Philosophie zum Besten gibt, oder kippt dir dann innerlich was? Kannst du am Tisch sitzen, wenn alle anstoßen, oder brauchst du genau da eine Toilettenpause?
Hier geht es um strategische Selbsterhaltung. I know, ist gewiss schwierig, aber I promise: lernbar!
2. Sag’s vorher – nicht zwischen Braten und Breakdown
Meld dich bei deiner Familie, Freund:innen, den üblichen Verdächtigen:
„Ich trinke nicht (mehr). Falls du’s noch nicht wusstest – jetzt weißt du’s.“
Feel free, diesen Satz für dich passend umzuwandeln!
Nimm diesem Thema die Macht und bleibe so handlungsfähig. Du gibst anderen die Chance, sich drauf einzustellen, oder zu zeigen, wer sie wirklich sind.
Ich weiß, das kostet Überwindung. Aber die Alternative – heimlich manövrieren, abwiegeln, erklären, während alle schon angesäuelt sind – kostet mehr Kraft, und vielleicht deine Nüchternheit. Worth it?
3. Antworten auf die „Komm schon“-Kommentare
Du brauchst nicht jedes Mal ein Drama-Statement. Du brauchst ein paar Sätze, die sitzen – Vorbereitung statt Improvisation!
Hier dein Mini-Repertoire:
- “Nein, danke.” (auf Repeat)
- „Ich fahr noch.“ (Falls du ein Auto hast – sorg dafür. Falls nicht – Lügen wäre hier doof, wenn alle wissen, dass du keinen Fleppen hast. Logisch, oder?)
- „Ich verbringe dieses Jahr alkoholfrei, ist ein Experiment.“
- „Mein Doc hat gesagt, ich soll’s mal lassen, hab immer so Bauchschmerzen/ Kopfschmerzen/ Fußpilz.“
- „Ich trinke nicht mehr. Bitte respektiere meine Entscheidung. Danke.“
- “Ich habe festgestellt, dass ich auch ohne Alkohol super feiern kann. Du etwa nicht?”
Bei Fragen á la “Bist du etwa schwanger?” Sage ich gerne:
“Nee, nur fett, wieso?” oder “Diese Frage ist übergriffig, findest du nicht?”. Oder auch: “Ich probiere, es zu werden.” Dafür braucht es aber etwas Mut und Humor (und Kraft, die Reaktion auszuhalten;-)
Ganz wichtig: Üb die Dinger laut. Vor dem Spiegel. Im Auto. Beim Spazierengehen mit innerer Unruhe. Je lockerer sie kommen, desto weniger Energie kosten sie im Ernstfall. Lass deiner Phantasie freien Lauf, es macht richtig Spaß, wenn man einmal in Fahrt ist.
4. „Ausreden-Katalog“ für früheres Gehen
„Ich muss los“ ist ein vollständiger Satz.
Aber falls du noch einen Exit mit Tarnung brauchst:
- „Mein Hund wartet.“ (Auch wenn du keinen hast. Dann sittest du jemandes Hund, Katze, Meerschweinchen.)
- „Ich hab morgen früh Schicht/ was vor…“
- „Ich bin einfach platt. Diese Woche war lang, genau wie Tante Ernas Monolog über ihren Garten.“
5. Alkohol im Essen checken
Alkohol versteckt sich gern in Soßen, Desserts, Rumkugeln oder „verkochten“ Bratensoßen-Phantasien.
Frag einfach: „Ist da Alkohol drin?“
Check auch gerne Verpackungen: manchen ist nicht bewusst, wo überall Alkohol drin ist (Yes-Törtchen, I miss you)
Falls jemand sagt „Ach, das verkocht doch“ – nein, tut es oft nicht. Und selbst wenn: Der Geschmack reicht. Die Assoziation reicht. Du entscheidest, was auf deinen Teller kommt.
Wenn du schon weißt, dass darauf keine Rücksicht genommen wird/werden kann: Nimm dir was mit, was du essen kannst und willst, koche selbst oder komme so satt, dass du eh kaum was Essen würdest.
6. Notfall – und Exitplan
Was machst du, wenn’s zu viel wird?
Definiere das jetzt:
- Du gehst raus, 5 Minuten frische Luft.
- Du gehst aufs Klo, splashst dir kaltes Wasser ins Gesicht.
- Du rufst deinen Buddy an.
- Du gehst einfach, ohne große Rechtfertigung, ohne Erklärung.
Schreib dir das auf. Mach einen Screenshot. Dein Notfallplan ist dein Rettungsanker.
Du bist keine Gefangene, auch wenn es sich so anfühlen mag. Deine Nüchternheit geht vor, vor allen “verletzten Gefühlen” anderer.
7. Rückzugsort organisieren – Frieden auf Abruf
Falls du weißt, dass die Familienübernachtung zur Zerreißprobe wird oder dir schon jetzt Bauchschmerzen bereitet: Buche. Dir. Einen. Rückzugsort.
Hotel, Pension, Airbnb, Zelt im Vorgarten, völlig egal. Hauptsache: Tür zu, Ruhe rein.
(Upgrade dazu ist übrigens, die komplette Weihnachtszeit zu verreisen ;-))
8. Zeitfenster festlegen – keine vagen „Mal schauen“-Vibes
Keine schwammigen „Mal schauen, wie lang ich bleibe“-Ansagen.
Sag vorher, dir selbst und anderen: „Ich komme um 18 Uhr und gehe um 20 Uhr.“ Klare Kante statt vager Hoffnung. Das gibt dir Struktur und nimmt dir den Druck, spontan entscheiden zu müssen, ob du jetzt schon gehen „darfst“.
Du darfst immer gehen. Aber mit Plan ist es leichter.
9. Buddy-System = Backup, nicht Babysitter
Falls möglich: Verabrede dich mit jemandem, der weiß, wie’s dir geht, oder offenbare dich deinem engsten Vertrauten im Kreise. Jemand, der im Hintergrund für dich da ist, der dich notfalls rauszieht oder dir Hintertüren öffnet, damit du verschnaufen kannst.
Ein Buddy ist kein Aufpasser. Ein Buddy ist jemand, der dich sieht.
10. Notfallkontakte: nicht irgendwo, sondern direkt da
Telefonnummern. Griffbereit. Nicht irgendwo im Handy vergraben, sondern als Favorit gespeichert.
- Dein Sponsor.
- Deine beste Freundin.
- Die Suchthotline.
- Der Kumpel, der selbst trocken ist.
Du willst nicht scrollen müssen, wenn dir das Herz bis in die Ohrläppchen schlägt.
11. Meetings & Selbsthilfegruppen vorher raussuchen
Weihnachten heißt nicht, dass die Welt stillsteht. AA, andere Selbsthilfegruppen, Online-Meetings – viele laufen auch zwischen den Jahren weiter, teilweise mit Zusatzangeboten.
Such jetzt schon raus, wann und wo du ein Angebot nutzen könntest. Schreib’s in deinen Kalender und plane drumrum. Geh hin. Auch wenn’s dir „eigentlich gut geht“ – gerade dann.
(Mache ich seit Jahren so! Heiligabend und SIlvester haben mein bester AA-Freund und ich immer zusätzliche Meetings angeboten, die auch sehr gut besucht waren)
Telefonnummern & Soforthilfe:
- Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenlos, anonym, 24/7)
- Sucht & Drogen Hotline: 01806 313031 (anonym, 24/7, 20 Cent aus dem Festnetz)
- Kinder- und Jugendtelefon („Nummer gegen Kummer“): 116 111 (Mo-Sa, kostenlos)
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 (rund um die Uhr)
Wichtige Websites & Online-Angebote:
- www.telefonseelsorge.de (Mail-, Chat- und Telefonberatung)
- www.anonyme-alkoholiker.de (Infos, Meetings, Online-Gruppen)
- www.drugcom.de (Suchtprävention, Online-Beratung)
- www.blaue-seiten.de (Sammlung aller Selbsthilfegruppen & Angebote)
- www.kummer-telefon.de (Hilfe für Kinder & Jugendliche)
- www.hilfetelefon.de (Informationen und Chat für Betroffene von Gewalt)
12. Trockene Tankstellen – deine Energie-Refill-Orte
Wo kannst du in der Nähe Ruhe, Kraft, Entspannung auftanken?
- Der Park, in dem du eine Runde drehen kannst
- Der Späti mit deinem Lieblingstee
- Die Bank am Fluss
- Die Freundin / der Freund um die Ecke
- die Pferdekoppel aus deiner Kindheit
- im Keller, Heizungsraum, Dachboden, Garten
- erkläre dich bereit, Notfalleinkäufe zu erledigen
- geh mit dem Hund, auch wenn der nicht will
- die Kirche: Krippenspiele, Musikvorstellungen, die du sonst nicht besuchen würdest
Kenn deine Notfall-Orte. Die, wo du wieder runterkommst. Vielleicht will dich ja jemand aus der Sippe bei der kurzen Flucht begleiten.
II. Selbstfürsorge während der Feiertage: nüchtern heißt lebendig
Hier geht’s um Präsenz, Körper, Nervensystem. Ums „Wie bleibe ich stabil?“, wenn der Trubel losgeht.
13. Alternativen vorbereiten – dein Glas bleibt voll, nur anders
Verzichten klingt nach Askese. Blödsinn. Du sollst genießen, nur eben ohne Ethanol.
Also: Besorge dir Getränke, die du wirklich magst. Nicht die gesund klingen, sondern die du freiwillig in dein Gesicht kippst.
- Guter Tee mit allem drum und dran
- Frisch gepresster Saft (teuer, aber du trinkst’s ja nicht literweise)
- Heißer Kakao mit Sahne und Restwürde
- Ingwer-Shot, wenn du dich für Bruce Lee hältst
- Fancy Wasser mit Zitrone, Minze oder Drama
- Und sowieso immer. Wasser. Wasser. Wasser. Bist du gluckerst wie ein Wasserbett
Hab immer ein Glas in der Hand (kennen die Leute ja vielleicht sowieso? ;-)! Du brauchst Beschäftigung und eine Ausrede gegen Gieß-Attacken von Tante Sektfrühstück.
Mein “Safe-Dring” ist Ili Brause Orange, der ist immer mit bei.
14. Gelassenheit trainieren
Nutze dir bekannte Werkzeuge, oder bring dir welche drauf, sind ja noch ein paar Tage Zeit. Oder lies hier rein.
- Atemübung: 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus. Oder einfach mal seufzen, wenn niemand hinguckt
- Spaziergang: Auch wenn’s regnet oder 20 Grad sind. Bewegung hilft
- Press unter dem Tisch die Handflächen zusammen, oder leg deine Hände überkreuzt auf deine Oberschenkel. Zieh an den Ohrläppchen, mach Fingerübungen
- Fang an zu singen und zu tanzen (ja wirklich!)
- Keks kauen, Fenster anstarren, Baumnadeln zählen, Kerzenmeditation – Hauptsache, du kriegst den Stresslevel runter.
Das ist kein esoterischer Bonus, sondern Reizfilter-Management. Und das ist überlebenswichtig.
15. Die „5-Minuten-Regel“ anwenden
Wenn du merkst, es brennt innerlich:
- 5 Minuten raus
- Atmen (schreien)
- Wasser trinken
- Jemandem schreiben oder anrufen (oder schreien)
- Erst dann entscheiden, ob du dir ein Drama gibst oder nach Hause gehst
Kein Alkohol wird in 5 Minuten schlecht. Aber du kannst in 5 Minuten wieder Boden unter den Füßen kriegen und dein Nervenkostüm retten.
16. Körperliche Anker nutzen
Dein Körper ist dein Verbündeter. Nutz ihn.
- Eiswürfel in der Hand halten. Der Schmerz reißt dich ins Hier und Jetzt.
- Kaltes Wasser ins Gesicht spritzen
- Bewusst auf beiden Füßen stehen. Spüren, wie der Boden trägt
- Die Hände zur Faust ballen und wieder öffnen
- Dehnübungen im Treppenhaus
- Tannennadeln in der Hand zerquetschen
- Du hast in einer Meditation/ Hypnose mal einen Körperanker erhalten? Schreib ihn dir zur Erinnerung auf den Handrücken.
Das ist deine Notbremse, wenn der Kopf durchdreht.
17. Vermeide Trigger-Orte und Menschen
Kein Heldentum nötig. Du musst nicht beweisen, dass du „stark genug“ bist, um überall hinzugehen.
Wenn du weißt, dass Tante Uschi nur besoffen erträglich ist, dann geh nicht hin.
Wenn die Kneipe, in der ihr euch immer trefft, zu viele Erinnerungen wachruft, dann schlag einen anderen Ort vor (oder geh nicht hin, ehrliche Begründung optional).
Wenn die Familienfeier traditionell im Suff endet, dann komm später oder geh früher oder (du ahnst es) geh nicht hin.
Niemand verleiht dir einen Orden fürs Aushalten. Und die Meinungen der anderen auszuhalten, gehört zum Leben dazu.
18. Mini-Anker für jeden Tag
Drei kleine Dinge, die dich erden. Jeden Tag. Nicht verhandelbar.
Statt morgens schon in den mentalen Adventskalender der Panik zu greifen:
- 1 Glas Wasser vor dem Kaffee. (Klingt nach Instagram. Hilft trotzdem.)
- 1 Nachricht an jemanden. („Ich denk an dich“ reicht. Muss kein Gedicht sein.)
- 10 Minuten Reflexion am Abend. (Was war gut? Was war ätzend? Was war neutral?)
Fertig ist dein nüchterner Daily-Check-in.
19. Beschäftigungstherapie
Leerlauf ist der beste Freund vom Suchtdruck. Also:
Tisch decken. Spülmaschine sabotieren. Klöße rollen. Mit Kindern Lego spielen. Katze ärgern. Alles besser als Grübeln.
Wenn du nichts zu tun hast, gib dir selbst Aufgaben. Das nennt man „beschäftigte Würde“.
(Und vergiss das Wasser-/Limoglas in der Hand nicht)
20. Den „falschen“ Smalltalk umarmen
20 Minuten über Hüft-OPs, Dackelhaare oder Adventskalender-Aromen zu reden ist vielleicht nicht inspirierend, aber oft sicherer als die „Warum trinkst du nicht?“-Diskussion.
Manchmal ist Belanglosigkeit dein Schutzschild. Nutz es.
21. Lügen, die okay sind – und Lügen, die dich fressen
Du musst niemandem dein Seelenleben auf den Weihnachtsteller legen. Notlügen sind erlaubt, sie sind wie mentale Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Aber: Lüge so, dass du später nicht in einem emotionalen Escape Room sitzt.
Grenze:
Wenn du dir merktablen Quatsch ausdenkst („Ich mache eine einjährige Ayurveda-Entgiftung in Norwegen“), sei dir sicher, dass du nicht irgendwann erklären musst, warum du immer noch nicht mit der Schneeleopardin verheiratet bist.
Merksatz:
Notlüge = Tür zumachen, ohne Spuren zu hinterlassen.
Großlüge = Hinterausgang zum Minenfeld.
Kurz: Lüge, wenn’s schützt. Aber lüge nicht so, dass du später noch mehr Theater brauchst, um wieder rauszukommen.




22. Feste eigene Rituale entwickeln
Wenn Weihnachten bisher hieß: Glühwein, dann Drama, dann Dösen…
…dann darf es jetzt heißen:
- Plätzchen backen ohne Wettkampf
- Spaziergang mit Lichtergucken und Geschichten ausdenken
- Guter Film, schlechte Jogginghose
- Basteln wie in der Reha
- Briefe schreiben, selbst wenn sie nie abgeschickt werden
Es ist dein Fest. Nicht das der Sucht.
III. Zugehörigkeit trotz Anderssein: dein neues, trockenes Wir
Das ist der emotionale Herzteil. Wo du dich selbst wieder in die Welt einwebst – ohne dich zu verbiegen oder zu betäuben.
23. Authentische Zugehörigkeit wiederfinden
Du darfst dazugehören. Auch ohne Alkohol im Kopf.
Halte dich an Menschen, die dich sehen, nicht dein (nicht vorhandenes) Glas. Die sich freuen, dass du da bist, nicht dass du mittrinkst.
Die gibt es. Und sie sind mehr wert als jede besoffene Weihnachtsfeier.
24. Selektive Ehrlichkeit
Nicht jeder muss alles wissen.
Bei Oma reicht: „Ich vertrag’s nicht mehr.“
Bei der besten Freundin darf es sein: „Ich bin trocken, und das ist hart, aber wichtig.“
Du entscheidest, wem du was gibst.
25. Nostalgie & Wehmut zulassen
Alte Erinnerungen sind keine Feinde.
Das erste Bier mit dem Vater. Das Gläschen Sekt mit Freundinnen an Silvester. Die bescheuerten Trinkspiele auf der WG-Party.
Das war Teil deines Lebens. Und darf es bleiben – als Erinnerung, nicht als Einladung.
26. Trauer um die „alte Version“ zulassen
Vielleicht warst du lustiger, mutiger, leichter – oder dachtest das zumindest.
Und ja, manchmal fehlt dir diese Version.
Aber du weißt auch: Der Preis war zu hoch.
Also: Trauer darf da sein. Stolz aber auch. Gleichzeitig.
Du bist kein schlechter Mensch, weil du was vermisst. Du bist ein besserer Mensch, weil du trotzdem bleibst, wo du jetzt bist.
27. Scham & Stolz gleichzeitig halten
Ja, du bist manchmal „anders“.
Du sagst Nein, wenn andere Ja sagen.
Du gehst, wenn andere bleiben.
Und manchmal fühlt sich das scheiße an.
Aber: Du bleibst trocken. Und das ist stark.
Stärker als jedes Gruppenzugehörigkeits-Bier.
28. Die „Ich bin langweilig ohne Alkohol“-Lüge entlarven
Spoiler: Du warst betrunken nicht witziger. Nur lauter.
Witz, Tiefe, Charisma wohnen nicht in der Flasche. Die wohnen in dir. Und jetzt, nüchtern, haben sie endlich Platz.
Wenn jemand dich „langweilig“ findet?
Das ist ein Die-Person-Problem, kein Du-Problem.
29. Neue Rituale schaffen
Weihnachten war früher: Glühwein, Drama, Kater.
Jetzt ist Weihnachten:
- Spaziergang um Mitternacht
- Plätzchen backen mit Menschen, die dich nicht nerven
- Film schauen, Brief schreiben, Kerze anmachen
- Etwas Schönes basteln, das niemand braucht
Du entscheidest, vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben.
Dein Fest. Deine Regeln. Deine Ruhe.
30. Online- & Gruppen-Support
(weil es so wichtig ist, nochmal:)
Selbsthilfegruppen, Online-Meetings, Whatsapp-Buddies – das ist echte Nähe.
Online ist nicht „Notlösung“. Es ist: Zugang. Nutze ihn.
31. Realitätscheck bei Social Media
Instagram zeigt dir perfekte Familien mit perfektem Essen und perfekten Geschenken.
Das ist Bullshit. Meistens.
Die „heile Familienwelt“ ist selten echt. Und dein bescheidenes, trockenes, ehrliches Weihnachten ist mehr wert als jeder gestellte Post.
32. Wie Angehörige helfen können
Falls du das hier liest und jemanden kennst, der trocken ist – ein paar Hinweise:
- Frag nicht ständig „Geht’s dir gut?“ – das nervt. Aber sei da.
- Biete keine Drinks an. Auch nicht „nur zur Sicherheit“.
- Akzeptiere frühe Absagen oder frühe Abgänge ohne Drama.
- Sag einfach: „Schön, dass du da bist.“
Fertig. Damit hast du mehr getan als viele je kapieren werden.
IV. Nach den Feiertagen: Nachspüren statt verdrängen
Der Nachhall. Wie du dich wieder sortierst und stärkst, wenn der Trubel vorbei ist.
Nach Weihnachten kommt oft der emotionale Kater. Nicht der Alkohol-Kater – der ist weg (war hoffentlich nicht da). Aber der „Ich hab drei Tage Hochleistung gebracht und jetzt bin ich leer“-Kater.
Gönn dir:
- Schlaf. So viel du brauchst.
- Bewegung. Joggen, Yoga oder einfach wie ein Zombie durch den Park schlurfen – zählt alles.
- Kontakt. Ruf jemanden an. Geh zur Selbsthilfegruppe. Schreib jemandem.
- Nichts. Glotz aus dem Fenster. Streichle eine Zimmerpflanze. Starre die Wand an. Wirklich – das darf sein.
Du musst nicht sofort wieder funktionieren. Du darfst runterfahren.
(Außerdem weiß gerade eh keiner, was für ein Wochentag gerade ist)
34. Emotionale Frühwarnzeichen ernst nehmen
Gereiztheit. Einsamkeit. Der Gedanke „Ich hab mir jetzt echt was verdient“.
Das sind Frühwarnsignale!
Nimm sie verdammt nochmal ernst. Sprich darüber. Reagiere früh. Schäm dich nicht.
Dein Frühwarnsystem ist dein Freund, nicht dein Verräter. (und das darfst du dieses Jahr bewusst trainieren!)
35. Was, wenn’s doch passiert?
Rückfall ist kein Versagen. Rückfall ist ein Signal.
Wenn es passiert:
- Keine Geheimhaltung. Sag es. Sofort. Jemandem, dem du vertraust.
- Hol dir Hilfe. Ruf deinen Sponsor an. Geh zur Gruppe. Ruf die Hotline an.
- Atme weiter. Ein Rückfall bedeutet nicht, dass alles umsonst war. Er bedeutet, dass du gerade Hilfe brauchst.
Du bist nicht raus. Du bist mitten im Prozess. Und der ist holprig.
36. Dankbarkeit & Stolz kultivieren
Du hast Weihnachten trocken überstanden?
Feier dich. Hart. Das ist riesig!
Also:
- Schreib’s auf
- Sag’s laut
- Tanz dazu
- Gönn dir was. (Nein, kein Sekt. Aber was richtig Schönes.)
Tu nicht so, als wär’s selbstverständlich.
Es ist Mut. Es ist Disziplin. Es ist Selbstachtung. Und das ist verdammt feierwürdig.
37. Trockene Freude kultivieren
Nüchternheit ist kein Verzicht. Nüchternheit ist Freiheit.
Die Fähigkeit, wirklich zu schmecken. Wirklich zu fühlen. Wirklich präsent zu sein – das kommt zurück. Langsam, aber es kommt.
Und das ist mehr wert als jeder Rausch.
38. Die eigene Geschichte ehren
Du bist hier. Du liest das.
Du hast geplant, gezweifelt, durchgehalten, vielleicht gestruggelt – aber: Du bist dabei geblieben.
Das ist nicht Zufall. Das ist keine Fügung.
Das ist Selbstführung. Und das darfst du sehen, ehren, erzählen.
V. Fazit
Dein Weihnachten muss nicht perfekt sein. Wann ist es das schon… Trocken und gewaltfrei reicht doch schon, oder?
Du darfst früher gehen. Du darfst Nein sagen. Du darfst weinen, fluchen, dich überfordert fühlen. Und vor allem: trocken bleiben.
Ich glaube an dich. Auch wenn ich dich nicht kenne.
Du schaffst das.


