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12 Gründe für mein Breakup mit Instagram

von Katarin Mattiza | Okt. 15, 2025 | Persönliches | 0 Kommentare

Blonde Frau sitzt auf Holzbank, in die ein Ziegenbock eingeschnitzt ist sowie die Worte "Bock auf Pause?"

Vor vier Wochen wollte ich ganz normal Content hochladen, da sagt Instagram: „Deine Reichweite wird eingeschränkt wegen …” (Was genau, hab ich sofort vergessen.)

Mein Körper reagierte instant! Aber nicht mit Panik, sondern mit Erleichterung. GOTT SEI DANK, dachte und fühlte ich.

Drei Nächte hab ich das Gefühl hin- und hergewendet. Aber es blieb, hartnäckig wie ein Pickel am Hintern im Winter. Also habe ich meinen Account deaktiviert. Und jetzt sitz ich hier und sortiere, warum das so verdammt nötig war.

Witzigerweise habe ich während der Entstehung dieses Artikels zwei Podcasts zu diesem Thema gehört. Ob mein Handy mithört? Ich glaube fast ja 😀 Falls du dich mit ähnlichen Gedanken trägst, kann ich sie dir jedenfalls sehr empfehlen:

„Texte die Verkaufen“, Folge 218 von Youri Keifens

Podcast „Social Media Frei“

Und nun hier die 12 Gründe, die ich gefunden habe:


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1 1. Ich lebte gegen meine Werte. Und das fühlt sich einfach mies an.
2 2. Respekt vor deinem Hirnschmalz (und meiner Zeit)
3 3. Die Performanz-Falle (oder: Wie ich mich selbst verloren habe)
4 4. Gratisarbeit für einen Milliardenkonzern (und wer hier wirklich profitiert)
5 5. Flüchtiger Content ohne Bestand (Energieverschwendung?)
6 6. Der stille Kostenfaktor: Meine Kreativität und Energie
7 7. Meta ist eine Datenkrake (das kommt nicht überraschend)
8 8. KI-Müll und das Ende der Menschlichkeit?
9 9. Wissen über Schädlichkeit (ein hoher Preis)
10 10. Vergleicheritis (ist mein Mindset einfach shitty?)
11 11. Vorbild sein (und meiner Medienfreiheit treu werden)
12 12. Das Erleichterungsgefühl als Warnsignal (und was jetzt bleibt)
13 Fazit: Zurück zu mir (und vielleicht auch zu dir?)

1. Ich lebte gegen meine Werte. Und das fühlt sich einfach mies an.

Ich wende mich an Menschen auf dem neurodivergenten Spektrum – ADHS, AuDHS, ASS. Leute, deren Nervensystem eh schon permanent auf Anschlag läuft. Was sie nicht brauchen: noch mehr Reize, noch mehr Tempo, noch mehr Content, der sie in drei Sekunden anspringt wie ein Waschbär den Mülleimer.

Klar, Instagram & Co. bringen einen Dopaminkick! Aber diese Sorte Dopamin fickt uns. Studien gibt’s zuhauf (hier, oder da, oder da). Als ADHSlerin weiß ich: Ich muss die Reizflut reduzieren oder lenken. Das geht aber nicht auf Instagram. Da bist du Teil einer Maschine, die genau das Gegenteil macht.

Sehnst du dich nicht auch nach innerer Ruhe? Nach Entlastung? Bei Meta wirst du die nicht finden, auch wenn dein Dopaminjunkie im Hirn dir was anderes erzählt.

Ich hab deutlich gespürt und endlich zugelassen: Creator sein auf Insta widerspricht meinen Werten. Ich lebte vor, was ich eigentlich bekämpfen will. Und ich will nicht mehr mitspielen in einem System, das dein Hirn weichkocht.

Es geht aber auch darum, wem ich da eigentlich meine Energie schenke.


2. Respekt vor deinem Hirnschmalz (und meiner Zeit)

Es hat mit Respekt vor deinem Hirnschmalz zu tun. Deiner Zeit. Deinen Kapazitäten. Und auch ein bisschen mit meinem Ego.

Ich will nicht um Aufmerksamkeit buhlen wie ein Straßenkünstler vorm Algorithmus-Casino. Und hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, wie klein die Blase eigentlich ist, die Meta dir in deinen Feed spült? Eine absolut verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit ist die Folge.

Instagram verkauft Nähe. Zugehörigkeit. Verbindung. Aber das ist es nicht. Likes und Kommentare sind nur Dopamin-Häppchen, die sich nach Verbindung anfühlen, aber eigentlich… leer sind? Wie wertvoll ist denn ein Kommentar wie der hier:  „💯🔥“

Diese Community ist eine Illusion. Menschen, genauso abgelenkt, überreizt und suchend wie ich jagen dem nächsten Kick hinterher. Aber echte Verbindung entsteht nicht im Scroll-Modus, sondern in Stille, Langsamkeit, Tiefe. (Deshalb bau ich die Lost Unicorn Society auf, just saying.)

Marketingtechnisch soll das dumm sein. „Du machst dich absichtlich unsichtbar“, hat meine Businesscoachin gesagt. Kann sein, ist mir aber egal. Denn: ich darf meine Meinung ändern, so fucking oft wie ich will. Und ich bin froh, das endlich zu machen: Meinem inneren Gefühl folgen..

Und vor allem: Ich darf mich selbst ernst nehmen. Das hier fühlt sich richtig an, also richte ich mich danach aus.

Aber es geht nicht nur darum, was Instagram mit meiner Zielgruppe macht. Es geht auch darum, was es mit mir macht.


3. Die Performanz-Falle (oder: Wie ich mich selbst verloren habe)

Ich bin weitschweifig. Sagen Lehrer, Therapeuten, Freunde, wahrscheinlich alle, die mich länger als fünf Minuten reden hören. Instagram aber will Häppchen. Drei Sekunden fesseln, sieben Sekunden halten, Reels unter 60 Sekunden, sonst unsichtbar.

Also fing ich an, mich zu stutzen. Gedanken in snackable Content zerschneiden, mundgerecht fürs System, aber ungenießbar für Menschen und schmerzvoll für mich. Und ich hab gemerkt: Ich verliere mich. Und mein Frustlevel war so hoch wie das eines hungrigen Welpen, den Mama Hund nicht an die Milchbar lässt.

Dazu kam dieses ständige „on“ sein. Dauernd abwägen, ob ein Gedanke postbar ist, Erlebnisse contentfähig sind, alles bitte im Hochformat! Darf „Alkohol“ noch gesagt werden, oder muss ich „Alk0h0l“ schreiben, weil ich sonst eingeschränkt werde?

Aber Neurodivergenz, Sucht, Nervensystem, das passt für mich nicht (mehr) in Reels. Diese Themen brauchen Raum, Luft, Tiefe, alles Dinge, die der Komplexität dieser Themen beitrafgen. Ich hatte keine Lust mehr, ein Fünf-Gänge-Menü in eine Lunchbox zu pressen.

Instagram ist kuratiert (ja, das ist nicht neu). Perfekte Winkel, kontrollierte Authentizität, geskriptete Texte. Es wird nach Authentizität verlangt, aber wenn ich Menschen erreichen will, die mit ADHS, Sucht und Überforderung kämpfen, dann geht das nicht auf einer Bühne, die ständig flüstert: „Schau, wie leicht das Leben ist!“ Das ist Therapie im Schaufenster. Bullshit.

Je länger ich unterwegs war, desto mehr beobachtete ich außerdem: Viele klonen sich gegenseitig. InstaCoaches, ihre Coachees, eine einzige Copy-Paste-Party. Ich sehe ein Profil und weiß sofort, aus welcher Ecke es kommt. Authentizität am Arsch.

Ich hab keine Lust mehr auf diesen Abklatsch-Zirkus.


4. Gratisarbeit für einen Milliardenkonzern (und wer hier wirklich profitiert)

Ich hab kostenlos Content für Meta produziert. Stundenlang. Tagelang. Monatelang, und freiwillig. „Hey, du kannst das ja kostenlos nutzen“. Oke, dann mach ich das wohl?

Meta verdient dabei Milliarden (gönn ich?), während ich falschen Versprechen hinterherrenne und vergesse, worum es mir eigentlich geht. Und am Ende bleiben ein paar Likes, ein bisschen Reichweite und vor allem schlechte Laune.

Ziemlich beschissenes Geschäftsmodell für Creator, oder? Du gibst alles, Meta kassiert, und du bist nicht der Kunde, sondern das Produkt, denn (oh wunder) deine Aufmerksamkeit, deine Zeit, deine Kreativität, alles wird an Werbetreibende verhökert.

Ich hab mitgespielt, weil ich dachte, das muss so. Hab meine Energie da reingesteckt, wo ein Konzern Profit macht, während ich mich abmühe, Hooks zu schaffen, die nicht zu negativ, nicht zu lang, storytellend, unterhaltsam, schockierend aber nicht zu sehr sein sollen… Du weißt schon.

Also klar, diese Plattformen sind Werbeplattformen, um Werbung kommst du nicht rum, und blöd halt: Ich bin leicht zu begeistern und glänze nicht gerade durch stahlharte Willensstärke.

Wie viel Geld ich da schon gelassen habe, weil die Storys funktionierten, weil die Aussagen logisch klangen, gute vier Stellen vor dem Komma. Ich gebe niemandem die Schuld außer mir, aber ich muss mich eben auch vor mir schützen (mein Konto dankt es mir).

Instagram ist eine Maschine, die darauf ausgelegt ist, dich zum Kaufen zu bringen, und bei mir hat’s funktioniert, zu gut.

Danke, aber nein danke.

Aber hey, zumindest hatte ich ja Kontrolle über meinen Content, oder? Oder???


5. Flüchtiger Content ohne Bestand (Energieverschwendung?)

Meine Reichweite wurde eingeschränkt wegen… Keks, ich hab echt keine Ahnung, und deshalb sehen meine Worte fast niemand mehr? Hmpf. Aber selbst wenn alles läuft: was bleibt am Ende wirklich?

Der Content ist nach 24 bis 48 Stunden irrelevant, verschwunden im Feed-Nirvana, und dafür investiere ich Stunden in Strategien und Posts, überlege mir den Hook, feile an den Sätzen, erstelle vielleicht noch ein gutes Beitragsbild, und dann…? Nach einem Tag unsichtbar, nach einer Woche hat’s niemand mehr auf dem Schirm. (Außer mein einer viraler Post mit über einer Million Views, den ich dann archiviert habe. Viralität? Bringt vor allem Streß…)

Im Blog bleibt es, Menschen können es wiederfinden, es wächst, reift, bleibt relevant, und ist nicht so flüchtig wie im klassischen Social Media. Auch hier geht Zeit und Energie drauf, aber langsamer, gründlicher, mit mehr Gehalt. Ich habe keine Kapazitäten mehr, Sandburgen bei Flut zu bauen: sieht kurz hübsch aus, dann spült’s einfach weg.

Und dann stehst du wieder da mit der Frage: Was jetzt, was poste ich heute, morgen, übermorgen?

Dieser Content-Hamsterrad-Wahnsinn hat mich fertig gemacht, dieses ständige Produzieren, Performen, Hoffen, dass es diesmal ankommt, und dann hört man noch: „Hätte ich noch 2 oder 3 Jahre weiter machen sollen, dann wäre der Erfolg gekommen?“ Ja, möglich, aber das gilt auch für einen Blog, der mir gehört und mir mehr entspricht, ist ja ’n Ding. 😀

Außerdem: Wenn Meta mich aus irgendeinem Grund sperrt, wenn ich gehackt werde: Alles weg, die Inhalte gehören mir nicht, und das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Mich da so aufzuwühlen und dann ständig Angst haben zu müssen, neu starten zu müssen: Den Preis will ich nicht mehr zahlen. Denn es ist nur ein Kostenpunkt:


6. Der stille Kostenfaktor: Meine Kreativität und Energie

Social Media frisst nicht nur Zeit, es frisst kreative Energie, und die Ideen, die ich für „contentfähige“ Momente verschwendet habe, hätten Blogartikel werden können, tiefere Arbeit, Substanz. Stattdessen hab ich versucht, mich darauf zu trainieren, alles sofort zu verwerten, hab Bücher und Apps vollgeknallt mit Gedanken, Momenten, Erkenntnissen, nur um dann an der Frage „Wie bereite ich es am besten auf?“ zu scheitern. So sind unzählige Ideen totgeboren.

Manche Gedanken brauchen einfach Zeit, sie müssen reifen, sich setzen, wachsen, aber auf Instagram hab ich ihnen diese Zeit nie gegeben. Ich war zu beschäftigt, alle Atempausen rauszuschneiden, Übergänge spannend zu gestalten und in Content-Schnipseln zu denken. Ich hab meine Gedanken zerhackt, bevor sie überhaupt eine Chance hatten, sich zu entfalten, und das hat mich wahnsinnig gemacht.

Im Blog kann ich atmen, kann ausführlich werden, abschweifen, Gedanken zu Ende denken, ohne ständig zu überlegen, ob das in drei Slides passt. Diese Erleichterung war so groß, dass ich hätte heulen können, und fast schäme ich mich dafür, ein Jahr verschwendet zu haben. Aber nur kurz, denn ich hab ja auch viel über mich gelernt.

Am Ende ist es eben so: Der Preis ist meine Energie, und ich hab sie an Instagram verschwendet, statt an gute Bücher, Zeit mit mir alleine oder meinem Kind oder gute Gespräche. Ich muss meine Energie schützen. Vielleicht mehr als andere (because Hirn mit special needs), vielleicht bin ich aber auch nur achtsamer damit geworden.

Contentpläne konnte ich eh nie umsetzen, und ständig zu denken „oh, ich muss was posten, sonst bin ich ja nicht sichtbar“ hat ein Stressgrundrauschen erzeugt, das zusammen mit der mangelnden Resonanz nur eine Frage übrig ließ: Wozu?

Ich will nicht ständig in Contentfragmenten denken, die dann zu allem Übel ruckzuck nicht mehr relevant und sichtbar sind. Ist doch bescheuert.

Und witzigerweise wollte ich schon zu Beginn von 2025 aussteigen.


7. Meta ist eine Datenkrake (das kommt nicht überraschend)

Nichts Neues: Diese Plattformen sind darauf ausgelegt, dich so lange wie möglich festzuhalten, wie Fliegenpapier, an dem du kleben bleibst, während Meta alles über dich sammelt, was es kriegen kann. Seit sie die Faktenchecks “anders” (= noch beschissener als vorher) angehen und sowieso diese ganze Bude eine einzige Datenkrake ist, fühl ich mich noch viel weniger wohl.

Zusätzlich zu all den Daten, die wir freiwillig rausgeben (schonmal die Nutzungsbedingungen gelesen? Mach mal!), hier ein paar weitere Contra-Gedanken: Meta nutzt ab Dezember deine Interaktionen mit KI-Systemen, um dir noch zielgenauere Werbung auszuspielen (Privatsphäre? Läuft.), politische und gesellschaftliche Anzeigen werden in der EU stark eingeschränkt, was u.a. NGOs und gemeinnützige Organisationen trifft, und dann gibt’s noch Untersuchungen wegen riskanter KI-Interaktionen mit Minderjährigen. Holy!

Schon Anfang des Jahres dachte ich: Ich will das nicht unterstützen, aber ich hab’s verdrängt, merkwürdige Glaubenssätze sei Dank, bis ich halt endlich bereit war.


8. KI-Müll und das Ende der Menschlichkeit?

Ich bin fit im KI-Kram, nutze es auch, aber mittlerweile schränke ich mich wieder ein. Es erleichtert und ermöglicht vieles, aber es führt eben auch dazu führt, dass noch mehr generischer Scheißmüll rausgeballert wird, immer lauter, immer mehr. Als würde jemand versuchen, in einem überfüllten Raum gehört zu werden, indem er einfach nur brüllt, statt etwas Sinnvolles zu sagen.

Wo bleibt das Persönliche, das Nahbare, das Menschliche?

Ich erkenne KI-Texte innerhalb von Sekunden, und mittlerweile gibt es auch so gute KIs zur Video- und Bildgeneration, dass ich mich selbst manchmal anstrengen muss, es zu erkennen. Ich finde das beängstigend und nervig, und das sage ich als Fan der ersten Stunde. Dazu noch die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass man das Denken „verlernt“, wenn man sich zu sehr auf künstliche Intelligenz verlässt… Bedenklich, nicht wahr?

Diese Social-Media-Plattformen werden immer mehr geflutet mit diesem generierten Zeug, will ich da das Gegengewicht sein? Nee, ich hab mit mir genug zu tun.

Und dann gibt es noch weitere Dinge, die ich mir endlich zugestanden habe.


9. Wissen über Schädlichkeit (ein hoher Preis)

Mein Kind geht auf eine Schule, an der Handys verboten sind. Sobald die Kids die Schule betreten, müssen sie komplett ausgeschaltet in den Spind. Ich finde das gut, ich bin auch ohne Handy durch die Schule gekommen (wie auch immer das damals ging :D) Die Kids haben Vorträge dazu hören dürfen (aka müssen), was Handynutzung und Social Media so machen, und es ist ja auch alles nicht neu. Genauso wenig wie neu ist, dass Rauchen, Saufen, Kiffen und Unsafe Sex nicht gesund sind. Und auch hier bin ich endlich an dem Punkt, wo ich nicht mehr bereit bin, diesen Preis zu zahlen.

Ich bin nämlich sehr gut im Süchtigsein: Alkohol, Nikotin, Koffein, Labello, Handy, Spiele, you name it. Beim Alkohol wusste ich, was zu tun ist (nicht mehr saufen), Spiele hab ich auch schon lange nicht mehr auf dem Handy (Farmspiele, hach, die guten alten Zeiten), aber mein Hirn sucht beständig nach anderen Arten der Betäubung (Hallo Suchtverlagerung!).

Als ich merkte, dass meine Screentime durch Social Media drastisch stieg (7 Stunden am Tag???? HALLO???), hab ich es erst anders versucht: Zeitschloss-Kästchen für das Handy (das Pendant zu „Ab morgen sauf ich nicht mehr“), App-Timer etc.pp. ScreenZen mag ich und nutze ich weiterhin, weil es mir weniger um Zeitbeschränkung geht, sondern um vorherige Achtsamkeit. (Wenn ich 10 Sekunden warten muss, bis ich Gmail zum zehnten Mal am Tag nutzen kann, lass ich’s, weil es eben ein oft sinnloser Automatismus ist…)

Mein Griff zum Handy und das dämliche Abarbeiten diverser Apps hat mich einfach angekotzt, und Leidensdruck führt zu Veränderung, viel mehr als Begeisterung, ist leider so. Ich greife also ständig nach dem Handy, um mir Sachen anzusehen, die ich sofort vergesse oder die mich scheiße fühlen lassen, schon irgendwie behämmert. Also adaptiere ich das, was beim Alkohol klappt: Keinen da haben.

A propos scheiße fühlen:


10. Vergleicheritis (ist mein Mindset einfach shitty?)

Vielleicht stimmt ja mein Mindset einfach nicht, denn ich kann mir noch so sehr vornehmen, mich nicht zu vergleichen, mein Hirn tut es trotzdem, als hätte es einen eigenen Willen und einen Faible für Selbstsabotage.

Futter fürs Ego, Bestätigung fürs Unterbewusstsein, beschissene Gefühle und Zweifel zusätzlich zum eh schon geschrotteten Nervensystem? Nee, lass mal, ich arbeite hart an mir und will es mir nicht mehr zerschießen lassen, nur weil irgendwer auf Instagram so aussieht, als hätte er sein Leben im Griff (Spoiler: hat er wahrscheinlich auch nicht).

Schon François Lelord hat in „Hektor und die Suche nach dem Glück“ schnell festgestellt, dass Vergleiche uns unglücklich machen, und wir neigen nun mal dazu – „sich vergleichen“ ist ein Default-Modus im menschlichen Dasein. Deshalb liegt es für mich nahe, den Zugang zu Vergleichsmaterial einfach zu beschränken. Problem gelöst? (naja, zumindest verkleinert)


11. Vorbild sein (und meiner Medienfreiheit treu werden)

Seit ca. vier Jahren verzichte ich auf den bewussten Konsum von Fernsehen, Radio, Print und Onlinemedien, aber bevor ich Social Media verfallen bin, hab ich teilweise minütlich die Tabs von Zeit, Spiegel und LVZ aktualisiert. Möglicherweise eine merkwürdige Art von FOMO: Angst, was zu verpassen. Durch ein Buch von Rolf Dobelli hab ich gemerkt, wie sinnlos das ist: Ich kann an der Nachrichtenlage minimal was ändern, und es tut mir nicht gut, zu hören, wo Kinder, Menschen, Tiere sterben, wo es Unfälle gibt, wo Psychopathen in der Politik sitzen etc. (und viele Medien find ich eh viel zu rechts bzw. konservativ eingestellt).

Also ist es naheliegend, da konsequenter zu werden. Social Media hat keinen Nachrichten-Mehrwert, den ich eh nicht brauche, und das, was wichtig ist, kriege ich trotzdem mit: auf Startseiten, durch Werbung, Zeitungen, andere Menschen, und was mich interessiert, recherchiere ich dann eben bewusst.

Ich hab verdrängt, wie unlogisch es ist, klassische Medien zu ignorieren, aber in Facebook zu versumpfen, als wäre das irgendwie besser oder weniger manipulativ.

Gleichzeitig will ich Vorbild sein für mein Kind, dem das alles noch bevorsteht, dieses „was verpassen, wenn man nicht dabei ist“. Bisher ist er mega stabil was sozialen Druck betrifft, aber auch er kriegt schon Berührung damit durch Shorts und Co. Auch möchte ich gerne Vorbild sein für Menschen wie mich, die eine reizärmere Umgebung brauchen, bewussteren Umgang mit all dem, was auf uns einströmt, weil sonst – overkill. Wie soll ich mehr bei mir ankommen, wenn ich mich ständig ablenken lasse und Gedanken konsumiere, die mich aufschrecken und verwirren?


12. Das Erleichterungsgefühl als Warnsignal (und was jetzt bleibt)

Die Erleichterung, als Instagram mir vielleicht die Entscheidung abnimmt, die nehme ich ernst. Endlich! Ich arbeite doch nicht jahrelang an mir, um das dann zu ignorieren, und ich hab dem Ganzen eine Chance gegeben. Doch: niemand kann mich ernster nehmen als ich selbst.

Der Ehrlichkeit halber: Ich hab noch ein privates Instagram-, Facebook- und Threads-Konto. Tatsächlich mag ich mich aktuell noch nicht von Threads lösen, weil es großteils textbasiert ist, ruhiger, eben reizärmer. Bisher bin ich da nie so versunken wie auf Insta (für Threads braucht man aber einen Insta-Account, hmpf).

Facebook werde ich ablegen, sobald ein Coaching endet, wo ich die Facebookgruppe sehr mag, und auch an einer anderen Gruppe zum Thema Alkoholismus hänge ich noch, aber es wird auch ohne gehen.

Was tatsächlich witzig war: Am Tag meines Deaktivierens kam ein Freund auf mich zu mit der Bitte, seinen Account zu managen, während er ein Fahrradrennen fährt. Ob das ein Test des Universums war? Keine Ahnung, aber ich hab ihm zu gesagt. 😃

Vielleicht deshalb, weil er drauf scheißt, was irgendwer von ihm erwartet, weil ihm Authentizität wichtiger ist als perfekte Aufhänger und ausgefeilte Hooks, und am Ende mache ich tatsächlich nur Untertitel, ein paar kleine Bilder wo es passt und kürze die Anfänge und Enden. Das ist okay, das kann ich vorübergehend vertreten.

Während ich das nämlich mache, merke ich: Wenn ich auf meinen privaten Account umschalte, lege ich das Handy weg, weil ich merke, dass der Müll, den ich da sehe, mich langweilt, es gibt mir nix mehr, und vielleicht trainiere ich so ja neue Gehirnnetzwerke, die socialmedienfrei geboren werden. 😀

Die Entzugserscheinungen scheinen überstanden, jetzt darf ich aufpassen, dass ich nicht die nächste Suchtverlagerung an Land ziehe. Diese Entscheidung ist noch frisch und muss noch implementiert werden.

Und ganz zuletzt: Vielleicht ist das Deaktivieren meines Kontos auch Ausdruck des Drangs, es anders zu machen, rebellisch zu sein, bockig, meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn alle sagen, das sei Marketingselbstmord. (Sehr wahrscheinlich ist auch das ein relevanter Anteil :D)


Fazit: Zurück zu mir (und vielleicht auch zu dir?)

Dieser ganze Text ist eigentlich eine lange Rechtfertigung dafür, dass ich endlich auf meinen Bauch gehört habe, und ehrlich gesagt brauch ich die Rechtfertigung gar nicht. Ich hab Instagram verlassen, weil es sich richtig angefühlt hat, wen juckts denn?

Aber vielleicht erkennst du dich in einigen Punkten wieder: das ständige Produzieren, das schlechte Gewissen, wenn du nicht postest, das Gefühl, dass du dich verbiegen musst, um gesehen zu werden, oder einfach nur die Tatsache, dass du nach sieben Stunden Scrolling aufwachst und dich fragst, wo die Zeit hin ist und warum du dich so leer fühlst.

Falls ja: du darfst auch aufhören, wenn es sich nicht mehr gut anfühlt, egal, was irgendwelche Business-Coaches oder Marketing-Gurus sagen, denn niemand außer dir weiß, was richtig für dich ist.

Ich schreibe jetzt wieder im Blog, langsam, ausführlich, ohne Zeitdruck und ohne die Angst, dass meine Gedanken nach 48 Stunden im digitalen Nirvana verschwinden. Wenn du magst, kannst du hier dabei sein und ein bisschen entschleunigen.

Und falls du dich fragst, ob du auch zur Lost Unicorn Society gehörst – Menschen, die anders ticken, die sich nicht in Instagram-Bubbles pressen lassen wollen, die nach echter Verbindung suchen statt nach Likes – dann schau vorbei, ich bau gerade was auf, das mehr ist als nur ein weiterer Community-Hashtag.

Bis dahin: Atme durch, triff Entscheidungen, die sich gut anfühlen, und vergiss nicht: du darfst deine Meinung so fucking oft ändern, wie du willst.

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